Frühlingstreff

[Jeannette-Anna Hollmann]

Vorletzte Nacht hatte sie erstmalig ihre Klingel wieder angestellt.
Prompt klingelte ihre drogensüchtige Freundin Aline um 3.00!
Sollte sie aufmachen?
Eigentlich besser nicht.
Aline bat sie über die Sprechanlage ans Fenster zu kommen.
Sie tat ihr den Gefallen. Nach einem kurzen smalltalk wollte die LDM nun doch wissen, wie es Aline inzwischen mit ihrem Drogenproblem und ihrer Obdachlosigkeit ergangen war.

Sie lud sie in ihre Wohnung ein. Das war kein Fenstergespräch und sie wollte ihre Nachbarn nicht wecken.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Es war das Übliche.

Aline hatte sich bei einem Griechen ganz in ihrer Nähe eingenistet und liess sich von ihm durchfüttern, lebte auf seine Kosten, da sie es nicht auf die Reihe bekam, sich bei den Behörden zu melden.
So hatte sie also mal wieder weder Personalausweis noch Krankenkarte und finanzierte den Rest mit Betteln und Gelegenheitsklauereien.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Die LDM hörte ihr geduldig zu... ihr war nicht ganz wohl dabei.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Dennoch versuchte sie das Beste draus zu machen.
Wie immer hatte Aline Hunger, Durst und war müde.

Sie kochte.

Hähnchenschenkel mit Süsszwiebeln, Brokkoli, Gewürzen, Sosse.
Dazu Weissbrot.

Danach tranken sie Kölsch, hörten Musik und Aline erzählte zum x-ten Mal, wie sehr sie sich nach einem geregeltem Leben sehnte.

Dann wurde sie plötzlich müde, wollte aber nicht zu ihrem Griechen.

Die LDM liess sie bei sich übernachten und gegen 8.30 wollte sie wieder ihre Wohnung und Ruhe für sich. Es machte sie einfach kirre mit Aline.

Diese wusch sich, ging gründlich auf Toilette, zog sich an und verschwand.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Die LDM war einfach fertig.
Wieder hatte sie nachgegeben und wieder hatte Aline sie den Schlaf, das Essen und Trinken und Beherbergen ausgenutzt.

Beide waren sie des Lebens müde. Jede auf ihre Weise.

Die LDM verschlief ihre Krankengymnastik.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Nachmittags wurde sie unruhig wach und fuhr zu ihrem Treff. Veganer Kochkurs war angesagt.

Ein schöner Ausgleich.

Ihre Kölner Freundin war auch am nächsten Tag noch sauer auf sie.
Dieses Recht, sich so privat ins Intimleben der LDM einzumischen, hatte sie einfach nicht mehr. Noch nie gehabt imgrunde. Die LDM hatte es viel zu lange über sich ergehen lassen.

Nun war sie frei und unabhängig. Vor allem finanziell.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Sie fuhr in die Stadt, um in 2 Cafes im Zentrum die Werbeplakate für ein Konzertangebot ihres Treffs aufzuhängen. Hatte geklappt.

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Dann fuhr sie zu ihrer neuen Apotheke, um 4 Rezepte abzuholen. Hatte auch geklappt.

Sie kaufte neue Gardinen, die sie vorher ausgemessen hatte und hängte sie auf. Geschafft! Endlich!

Wäsche hatte sie gewaschen und aufgehängt, zu essen, zu trinken und zu rauchen hatte sie auch noch genug.

Es war ein erfolgreicher, aber einsamer Tag bis dahin.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Sie hatte keinen Anspruch, Teammitglied einer Gruppe zu werden.

Team wäre sowas wie Familie.
Das sah sie darin jedoch nicht.
Es wäre eine Gruppe, wo sie permanent von denselben Leuten gemobbt werden würde...: Nein danke!

[Jeannette-Anna Hollmann]

Sie war teamfähig, aber nicht gruppenfähig.

Miteinander zählte für sie mehr, als gegeneinander.

[Jeannette-Anna Hollmann]

Möglicherweise war sie beides.

Mit Menschen, die sie mochte, konnte sie gut.
Es war ihre Familie.

Menschen, die sie nicht mochte, konnten für sie eher in einer Gruppe vorkommen, eine Menschenansammlung, die nicht wirklich miteinander klar kam, sondern, die oftmals auch gegeneinander vorgingen.

Dieses sogenannte team ging nicht auf sie zu, sondern immer diegleichen gingen gegen sie vor.

Mobben liess sie sich von nun an nicht mehr.